7000 Jahre Glas – Geschichte des Glases
Glas – Industrielle Revolution
» Die Handarbeit wird zur Industrie
Erst zu einem späteren Zeitpunkt in der Industriellen Revolution, wurden Techniken und Wissenschaftliche Untersuchungen entwickelt und angewandt zur Produktion von Glas in größeren Mengen.
Das Fundament für die moderne Glastechnologie legten zwei deutsche Wissenschaftler. Otto Schott (1851-1935), Chemiker und Glastechniker, ging der Abhängigkeit der physikalischen Eigenschaften des Glases von seiner Zusammensetzung nach. Er untersuchte den Einfluss fast aller Elemente auf die Glasschmelze.
1876 kam Otto Schott mit Ernst Abbe (1840-1905), Professor in Jena und Mitinhaber der Firma Carl Zeiss, in Kontakt. Abbe brauchte für seine hochwertigen optischen Instrumente geeignete Gläser. Es gelang Otto Schott erst nach jahrelangen, zunächst enttäuschend verlaufenden Versuchen mit der 93. Schmelzprobe ein Glas von idealer Beschaffenheit herzustellen.
Er siedelte nach Jena über und gründete zusammen mit Ernst Abbe, Carl Zeiss und dessen Sohn Roderich das Glastechnische Laboratorium Schott und Genossen, das spätere Jenaer Glaswerk Schott & Gen. Weitere neuartige Glasarten und Schmelzverfahren wurden erdacht und erprobt: gegen Hitze, Druck und chemische Angriffe, optische Gläser für Mikroskope usw. Im Laufe der kommenden Jahre gab es kaum noch einen Bereich der Industrie, der nicht mit Qualitätsgläsern aus Jena versorgt wurde. Feuerfestes Glas zum Kochen und Backen zog außerdem in die Haushalte ein.
Spät 19. Jahrhundert
Die Erfindung des Wannenofens durch Friedrich Siemens, mit einem Fassungsvermögen von bis zu mehreren hundert Tonnen ermöglichte die kontinuierliche Fertigung und den Einsatz von Maschinen.
Die Ofentechnik wurde von Grund auf verbessert und die bis dahin benutzten „Pottofen“ wurden ersetzt.
1900-1925
» Maschinelle Herstellung
Kurz vor 1900 erfand der Amerikaner Michael Owens (1859-1923) die automatische Flaschenblasmaschine, die aber erst nach der Jahrhundertwende auch in Europa eingeführt wurde. Etwas später waren Verfahren zur maschinellen Herstellung von Flachglas verfügbar.
Owens wurde unterstützt durch E.D.L. Libbey, Inhaber der Libbey Glass Co. in Toledo Ohio. Um 1920 wurden in Amerika ungefähr 200 Automatische „Owens Libbey Suction Blow Maschinen“ benutzt.
In Europa, wurden auch kleinere Maschinen der Hersteller O’Neill, Miller und Lynch benutzt.
Ein neuer Impuls bekam die mechanisierte Produktion mit der Erfindung vom „gob feeder“ (frei übersetzt: „Glasklumpen Fütterer“). Diese Entwicklung ermöglichte es schnell, Glasklumpen vom gleichen Gewicht in einer Maschine zur Produktion von Flaschen, einzugeben.
1925 kam die nächste Generation der Hohlglas Maschinen auf den Markt, eine von Ingle und Smith gebaute, nach dem Blas-Blas-Verfahren arbeitende IS-Maschine.
Bei diesem Verfahren fällt der von einem Tropfen Speiser gebildete Tropfen in die Vorform, wird von unten gegen den aufgesetzten Vorformboden geblasen und anschließend als Külbel in die Fertigform geschwenkt, rückerwärmt und fertiggeblasen. Auf diese und mittlerweile leicht modifizierte Art werden heute europaweit täglich ca. 7 Millionen Hohlgläser gefertigt.
Glas hat eine „glanzvolle“ Zukunft.

Glas Industrie Fertigung

Moderne Flachglas Techniken
Flachglas wurde über Jahrhunderte produziert in dem man die Glasmasse durch Walzen auf einem Gießtisch platzierte, und nach dem Erkalten, schliff und polierte man die Oberflächen glatt und eben.
1901
Bereits seit Jahrzehnten versuchte man das Glas direkt aus dem Ofen auf einem Band zu ziehen, und auf der Art und Weise ein kontinuierlicher Strom Flachglas zu produzieren.
Erst im Jahr 1901 gelang es dem Belgier Emile Gobbe, indem er bei dem Ziehen des Glases, gleichzeitig das Glasband erhob.
1905-1914
Erst nachdem im Jahr 1905 der Belgische Glashersteller Emile Fourcault, Gobbe Unterstützte, konnte dieses Prinzip weiterentwickelt werden. In 1914 wurde die erste Fabrik in der Welt in Betrieb genommen das ausschließlich mechanisch gezogene Flachglas herstellte. Ein kontinuierlicher Strom an Flachglas der gleichen Breite und Stärke, konnte nun Vertikal aus dem Ofen gezogen werden. Dieses Prinzip, wird bis auf dem heutigen Tage das „Fourcault System“ genannt.
Am Ende des Ersten Weltkrieges, entwickelte ein anderer Belgier, der Ingenieur Emil Bicheroux, ein Prinzip indem geschmolzenes Glas durch zwei Walzen gegossen wurde. Gleich dem Fourcault Prinzip, wurde so eine Glasplatte von einer gleichen Stärke produziert, die leichter zu verarbeiten war.
1910
Eine Abzweigung der Entwicklung von Flachglas, betraf die Suche nach Möglichkeiten das Glas zu Stärken. Dabei entstand ein Sicherheitsglas, wobei man zwischen zwei Glasplatten eine Folie platzierte. Das Laminieren wurde erfunden und weiterentwickelt durch den Französischen Wissenschaftler Edouard Benedictus. Er patentierte seine Erfindung unter dem Namen „Triplex“ in 1910. Dieses Flachglas nennt man auch „Laminat“.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts, zwischen 1910 und 1925 wurde in Maassluis die erste Holländische Fensterglasfabrik „De Maas“ gebaut. Die Fabrik benutzte einen Wannenofen und produzierte Flachglas nach dem Fourcault-Prinzip.
1917
Der Amerikaner Colburn entwickelte 1917 eine Methode, die unter dem Namen Libbey-Owens-Verfahren bekannt ist. Colburn verwendete im Gegensatz zu Fourcault keine Ziehdüse. Das Glas wird mit einer Fangvorrichtung anfangs direkt aus der Wanne gezogen. Nach einem Weg von ca. 70 cm läuft das noch weiche Glasband über eine polierte Stahlwalze, wird in die Horizontale umgelenkt und durchläuft anschließend den Kühlkanal. Auf diese Weise werden Ziehstreifen und -wellen, wie sie durch die Ziehdüse des Fourcault-Verfahrens ausgelöst werden, vermieden; außerdem kann mit der Ziehgeschwindigkeit gefahren werden. Diese und weitere Verfahren wurden durch eine revolutionäre Herstellungsmethode, dem Floatverfahren, weitgehend ersetzt.
1928
Das Pittsburgh Prinzip, entwickelt durch den Amerikaner Pennvernon in Zusammenarbeit mit der Pittsburgh Plate Glass Company (PPG), Kombinierte und verfeinerte die Prinzipien von Fourcault und Libbey-Owens. Diese Herstellungsweise wird seit 1928 angewendet.
1959
Die „FLOAT“ Technik wurde in 1959 introduziert und nach dem Zweiten Weltkrieg weiterentwickelt durch der Englischen Firma Pilkington Brothers Ltd. Das fertige „Float“- Flachglas hat eine sehr hohe optische Qualität und eine hervorragende Vollendung.
Flüssiges Glas wird in einem Zinn Bad gegossen, indem es gleichmäßig ausfließt, danach wird es Horizontal auf einem Band gezogen und weiterbearbeitet.
Die Idee, Glas auf Metallschmelzen herzustellen, ist nicht neu. Schon Mitte des vorigen Jahrhunderts schlug Henry Bessemer (1813 – 1898) das heute verwendete Zinn vor. William E. Heal beschreibt in seinem Patent von 1902 die kontinuierliche Glaszufuhr auf eine Zinnschmelze, das Ziehen des Glases und anschließendes kühlen. Das in den Jahren 1952 bis 1959 mit einem erheblichen Kostenaufwand in England von Pilkington entwickelte neuartige Verfahren sollte nur als Ersatz für die sehr aufwendige Spiegelglas Herstellung eingesetzt werden. Es zeigte sich jedoch bald, dass die hervorragende Qualität des hergestellten Glases alle anderen Herstellungsarten überflüssig machte.
Moderne Floatglas Anlagen produzieren ca. 3000 Quadratmeter Glas pro Stunde nach diesem Verfahren.
1959 .. bis Heute
Produktionstechniken und Erkenntnisse ermöglichen es ein Glas herzustellen das zu 90% und mehr, Lichtdurchlässig ist.
Mit modernster Technik und Erkenntnisse aus fortwährenden wissenschaftlichen Untersuchungen wird Glas verfeinert und werden neue Anwendungsmöglichkeiten entwickelt.
Computergesteuerte Kontrollsysteme, neue Beschichtungen, Mikro-Elektronik und die Wissenschaft tragen dazu bei Glas weiter zu entwickeln und zum Beispiel auf der Umgebung reagieren zu lassen.
Glas hat eine „glanzvolle“ Zukunft.